Freitag, 25. Mai 2018

Mord nach Rezept - Band 13

H.P. Karr präsentiert

Mord nach Rezept Band 13:

Letzte Lösung Mord – zwei Dutzend mörderisch spannende Krimis

Kleine Krimis, große Spannung. Es geht um große Coups und kleine Pannen, perfekte Pläne und winzige Fehler. Gewissenlose Geliebte und geldgierige Ganoven geraten an clevere Kommissare und scharfsinnige Anwältinnen. Die neue Lieferung  - zwei Dutzend Kurzkrimis von Könnern ihres Faches. Zum Beispiel…



Leseprobe
H. P. Karr: Weibliche Intuition
Es sind nur wenige Trauergäste, die Edda Breuer an diesem goldglänzenden Augusttag auf dem Südfriedhof das letzte Geleit geben. Anwältin Vicky Kant gehört dazu. Und plötzlich kommt ihr der Tod ihrer Mandantin gar nicht mehr so normal vor-...
Es waren nur wenige Menschen, die Edda Breuer an diesem goldglänzenden Augusttag das letzte Geleit gaben. Die Sonne strahlte über dem Friedhof, und Vicky Kant nahm sich vor, nach der Bestattung nicht mehr in ihre Anwaltskanzlei zurückzufahren, sondern sich den Reste des Tages frei zu nehmen. Sie würde ein wenig bummeln, sich in ein Eiscafé setzen und vergessen, dass Edda Bauer, deren Testament sie erst vor zwei Wochen beglaubigt hatte, jetzt nicht mehr unter den Lebenden weilte. Die Todesanzeige in der Zeitung hatte Vicky überrascht und ein unbestimmtes Gefühl hatte sie hier zur Trauerfeier auf den Parkfriedhof getrieben.
    »Was hat ihr eigentlich gefehlt?«, fragte Vicky die elegante Dame, die neben ihr diskret in ihr Seidentaschentuch weinte.
    »Das weiß man nicht!«, schniefte die Dame und musterte Vicky. »War Sie auch eine Kundin von Ihnen?«
    Vicky murmelte, dass Edda Breuer eine Klientin gewesen war und erfuhr, dass der Dame mit dem Seidentaschentuch ein exklusives Modegeschäft gehörte.
    »Dort, die Rothaarige mit dem schwarzen Schleier - das ist ihre Tochter«, sagte sie leise zu Vicky. »Nina Belmont. Sie lebt in Italien. Sehen Sie Ihr Trauerkostüm? Ein Designerstück, wenn ich mich irre. Aus dem Atelier von Giorgio Canale in Rom.« Die Dame räusperte sich und meinte mit einem neugierigen Seitenblick auf Vicky: »Sie haben als Anwältin sicher das Testament der alten Dame betreut?«
    Vicky lächelte diskret und die Dame nickte ebenso diskret zurück. »Bestimmt erbt die Tochter das ganze Vermögen. Dabei hat sie sich kaum um ihre Mutter gekümmert hat. Bis sie ganz überraschend vor drei Wochen zu Besuch kam.«
    Vicky musste daran denken, dass Edda Breuer in der Tat ihre Tochter als Alleinerbin eingesetzt hatte. »Sie meinen, dass ihr plötzlicher Tod etwas mit dem Besuch ihrer Tochter zu tun hat?«
    »Ich meine überhaupt nichts«, meinte die Besitzerin des Modegeschäftes nur.
    Als Vicky nach der Trauerfeier zu ihrem Wagen ging, fiel ihr der unauffällige Kombi am Rand des Parkplatzes auf. Als sie herankam, ließ Hauptkommissar Redeck die Seitenscheibe herunter und knurrte: »Verschwinden Sie, Frau Anwältin. Sie behindern hier polizeiliche Ermittlungen!«
    Vicky sah ihn unschuldig an. »Bei einer Beerdigung?« Sie bemerkte das Foto von Nina Belmont, das Redeck auf der Ablage liegen hatte. »Sie beschatten die Tochter der Toten?«
    »Steigen Sie ein!«, sagte Redeck, weil weiter hinten gerade Nina Belmont ihren Wagen bestieg. Er fuhr los, kaum dass Vicky neben ihm Platz genommen hatte und schaltete sein Diktiergerät ein. »Observationsprotokoll Nina Belmont. Zielperson verläßt um 15.30 allein die Trauerfeier.«
    Vicky fischte das Foto von Nina vom Armaturenbrett. Es zeigte die Edda Breuers Tochter in dem gleichen Trauerkostüm, das auch hier bei der Beerdigung ihrer Mutter getragen hatte an einem anderen Grab. Vicky drehte das Foto um und entdeckte einen Vermerk der italienischen Polizei.
    »Die Kollegen in Rom haben das Bild vor einem halben Jahr bei der Bestattung von Antonio Belmont aufgenommen«, knurrte Redeck. »Die schöne Nina stand im Verdacht, ihren Mann umgebracht zu haben. Er starb an Herzversagen, nachdem er eine hohe Lebensversicherung zu ihren Gunsten abgeschlossen hatte. Leider konnte man Nina Belmont nichts nachweisen.«
    Vicky studierte das Foto der Witwe. »Nina weiß offenbar, was gut und teuer ist«, sagte sie. »Das Trauerkostüm ist ein Designerstück von Giorgio Canale.«
    Redeck hob eine Augenbraue. »Seit wann interessieren Sie sich für Mode, Frau Anwältin?«
    »Nur wenn es der Wahrheitsfindung dient«, meinte Vicky. Redeck verlangsamte die Geschwindigkeit, weil Nina Belmont mittlerweile das Haus ihrer Mutter erreicht hatte. Eine Villa, samt Grundstück mindestens drei Millionen Euro wert. Dazu kam noch das Barvermögen, das Edda Breuer ihr in ihrem Testament vererbt hatte. Vicky wartete, bis der Kommissar geparkt hatte. Dann sagte sie: »Sie haben den Verdacht, dass es beim Tod ihrer Mutter nicht mit rechten Dingen zugegangen ist?«
    Redeck hob die Schultern. »Ein plötzlicher Herztod. Der Rechtsmediziner kann nicht ausschließen, dass sie vergiftet wurde. Aber ohne einen weiteren Verdachtsmoment gegen die Tochter werden wir die Ermittlungen wohl einstellen müssen.«
    Vicky hielt Redeck das Foto hin, das die römische Polizei von Nina Belmont gemacht hat. »Da haben Sie Ihren weiteren Hinweis. Und wenn Sie mich fragen, dann würde ich jetzt schleunigst die Villa durchsuchen, ehe die Tochter die Reste des Giftes verschwinden lässt, mit dem sie ihre Mutter umgebracht hat.«
    Redeck war einen Moment sprachlos. Und als er dann den Mund öffnete, befürchtete Vicky, dass er ihr eine Standpunkte halten würde. Aber Redeck bestellte nur über Funk eine Mannschaft für eine Hausdurchsuchung.
   
   
    Zwei Stunden später führten zwei Beamte Nina Belmont in Handschellen an Vicky vorbei. Hinter ihr kam Kommissar Redeck und zeigte ein Fläschchen mit dem Rest einer grünen Flüssigkeit. »Ein pflanzliches Gift«, meinte er. »Kaum nachzuweisen. Wir fanden es in Ninas Gepäck.«
    »Na also«, sagte Vicky zufrieden. Sie bemerkte Redecks fragenden Blick. »Sie wollen wissen, warum ich das Foto von Nina aus Italien ein Beweis dafür ist, dass sie ihre Mutter getötet hat?«
    »Wahrscheinlich sind Sie durch weibliche Intuition darauf gekommen«, meinte der Kommissar.
    »Im Prinzip schon«, lächelte Vicky. »Auf dem Foto von der Beerdigung ihres Mannes in Rom trug Nina dasselbe Trauerkostüm wie heute bei der Bestattung ihrer Mutter.«
    »Na und?«
    »Das Trauerkostüm ist ein Designerstück von Giorgio Canale, also eine Einzelanfertigung«, sagte Vicky. »Und weil Nina dieses Kostüm, das sie vor die Monaten gekauft hat, heute bei der Bestattung ihrer Mutter trug, musste sie es aus Italien mitgebracht haben, als sie ihre Mutter besuchte. Aber warum, habe ich mich gefragt, packt eine Tochter ein Trauerkostüm ein, wenn sie ihre Mutter besucht, die eigentlich kerngesund ist?«
    Redeck grinste. »Sag ich doch: Weibliche Intuition!«
       

Mord nach Rezept (Reihe in 13 Bänden)

von H.P. Karr, Don Ridgemond, Karr, Manfred Mainau, Jackie Kowal, H.P. Karr, Jackie Kowal und vielen anderen
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