Samstag, 22. Juni 2013

Sein letzter Auftritt


Ein exclusiver Vera Falck-Krimi
Von H.P. Karr

Es ist 22 Uhr, als Kommissarin Vera Falck ihren Bereitschaftsdienst in der Notrufzentrale der Bochumer Polizei antritt. Sie hat sich gerade in das Sudoku-Rätsel im Kulturteil der WAZ vertieft, als der Wachhabende einen Anruf annimmt.
»Meine Name ist Grimm, Jacob Grimm...«, flüstert ein Mann gehetzt. »Sie müssen mir helfen. Mein Neffe Andreas… er hat eine Pistole. Er will mich töten! Munscheider Straße 24, schnell!«
Dann ist ein Geräusch zu hören, das wie das Fauchen des Windes klingt und die Verbindung wird unterbrochen.
Vera Falck ist einen Moment unsicher.
Erlaubt sich da jemand einen Scherz?
Nein, entscheidet sie.

Kurz nach 23 Uhr erreichen Vera Falck und Ihr Kollege Weber die Munscheider Straße in Bochum Eppendorf. Die Nummer 24 ist eine mächtige Villa, eine Freitreppe führt zum Haus. Der schwere Tür ist nur angelehnt. Mit gezogenen Waffen treten Vera Falck und ihr Kollege ein. Im Parterre sind einige Räume verwüstet, als habe hier ein Kampf stattgefunden. Als Vera Falck eine Tür öffnen will, spürt sie einen Widerstand und muss die Tür mit einiger Kraft aufdrücken.

Ein umgestürzter Sessel hat unmittelbar hinter der Tür gelegen und sie blockiert. Vorm Fenster des kleinen Bibliothekszimmers liegt ein Mann auf dem Boden. Eine Schusswunde in seiner Brust lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass er tot ist. Das Fenster steht auf, der Wind lässt die Flügel hin und her schwingen. Das Telefon steht auf einem Tisch neben dem Fenster. Eine Waffe ist nicht zu sehen.
»Der Tote ist Jacob Grimm«, sagt Kommissar Weber leise hinter Vera Falck. »Ich habe Bilder von ihm in der Zeitung gesehen. Ein etwas exzentrischer Schauspieler, der seine größten Erfolge längst hinter sich hatte. Er hatte seine großen Erfolge hier am Schauspielhaus in Bochum, aber jetzt hielt er sich nur noch mit Rollen in Telenovelas über Wasser.«

Vorm Haus fährt ein Wagen vor. Gleich darauf stürzt ein junger Mann die Treppe herauf. »Ich bin Andreas Grimm. Was ist hier...« Dann entdeckt er die Leiche seines Onkels. »Oh mein Gott!«
Vera Falck zeigt ihren Dienstausweis und fragt: »Wo waren Sie in den letzten Stunden?«
»Ich hatte mich für 22 Uhr hier mit meinem Onkel verabredet«, berichtet Andreas. »Doch als ich kam, war alles dunkel und niemand öffnete. Also fuhr ich wieder heim. Dann kam mir die Sache doch seltsam vor, deshalb bin ich zurückgekommen.«

»Hatten Sie Streit mit Ihrem Onkel?«, fragt Vera Falck.
»Er war ein Tyrann«, gibt Andreas zu. »Er machte mich für seinen Misserfolg verantwortlich. Ich bin auch Schauspieler, und ich spiele große Rollen, hier am Schauspielhaus - so, wie er früher einmal.«
»Halten Sie es für möglich, dass er Selbstmord begangen hat?«, fragt Vera Falck.
»Absolut. Er war depressiv und hat es schon mehrere Male versucht.«
»Dann sollten wir uns mal genauer umsehen«, sagt die Kommissarin zu ihrem Kollegen Weber. »Kommen Sie mal mit nach draußen!«

Draußen, an der Rückfront des Hauses wuchert unter dem Fenster des Todeszimmers ein dichtes Gebüsch. Vera Falck biegt die Zweige auseinander und fördert eine Pistole zu Tage. Am Abzug ist ein Nylonfaden verknotet, an dem ein Metallgewicht hängt.
»Ein Trick, den man schon in vielen Krimiserien im Fernsehen gesehen hat«, meint die Kommissarin. »Grimm versuchte seinen Selbstmord als Mord tarnen, den er Andreas anhängen wollte. Er erschoss sich nach dem Anruf bei der Polizei am offenen Fenster. Um die Waffe verschwinden zu lassen, hatte er das Gewicht, das an der Waffe befestigt ist, aus dem Fenster gehängt. Sobald ihm die Waffe aus der leblosen Hand glitt, wurde sie von dem Gewicht aus dem Zimmer gezogen und fiel an der Fassade hinunter in den Busch.«
»Aber wie haben Sie das nur herausgefunden?«, fragt Weber.
»Weil Grimm bei seiner Inszenierung einen Fehler gemacht hat!«, meint Vera Falck.
Was meint Vera Falck?





Lösung: Als Vera Falck das Zimmer betrat, blockierte ein Sessel im Zimmer die Tür von innen. Wie hätte ein Mörder das Zimmer verlassen können?
(Copyright: by author)


Mehr Ratekrimis mit Vera Falck in:
H.P. Karr
Vera Falck ermittelt
30 Rätselkrimis aus dem Revier
182 Seiten
Messkirch: Gmeiner, 2013
ISBN-10:
3839213703
ISBN-13: 978-3839213704



Gratis-Leseprobe Format EPUB
Gratis Leseprobe Format PDF

Donnerstag, 20. Juni 2013

Ein Fall für Vicky Kant


Zwischendurch ein Fall für Vera Falcks Kollegin Vicky Kant, die vor einigen Jahren bei einer großen Fernsehprogrammzeitschrift ermittelte.

Foto: Jahn


























































Und die Lösung:



Donnerstag, 6. Juni 2013

Tödliche Partnerschaft

Ein exclusiver Vera Falck-Krimi
Von H.P. Karr
Die Firmenzentrale der Brinkmann Computer AG liegt im Osten von Dortmund, ein großes Areal mit Lagern, Fertigungsgebäuden und einem riesigen Parkplatz.
»Mehr als 3000 Mitarbeiter in ganz Deutschland, davon allein hier 500 Stück«, sagt Vera Falcks Kollege Lorentz, während er der Kommissarin durch die Flure der Hauptverwaltung folgt. »Gegründet vor zehn Jahren von Arno Brinkmann und seinem Bruder Benno.  Beide führen die Firma auch heute noch. Benno leitet den Einkauf und den Vertrieb, Arno hat dass Personal- und Rechnungswesen unter sich. Benno gilt als Pedant, Arno als Leichtfuß mit einer Vorliebe für Nachtbars und Spielclubs.«
»Auf alle Fälle haben Sie Ihre Schularbeiten gemacht - ganz ohne Computer!«, meint Vera Falck und tritt in das Vorzimmer von Arno Brinkmanns Büro. »Kripo!«, sagt sie zu den überraschten Sekretärin. »Wir müssen mit Arno Brinkmann sprechen. Es geht um Mord.«

»Sie hätten anrufen sollen, um einen Termin zu vereinbaren«, sagt Arno Brinkmann kurz darauf in seinem Büro zu der Kommissarin und ihrem Kollegen. »Ich bin ein vielbeschäftigter Mann.«
»Mord läßt sich nicht in einen Terminplan pressen!« Vera Falck   legt ein Foto vor Arno auf den Tisch. »Dieser Mann wurde letzte Nacht auf einem verlassenen Fabrikgeländer in Langendreer erschossen. In Ganovenkreisen war er als  »Tricky« Schmitz bekannt, weil er so ungefähr jeden Trick kannte, um an Geld zu kommen.«
»Und?«, fragt Brinkmann trocken.
»Tricky Schmitz ist einer Ihrer Fahrer gewesen«, fährt Vera Falck fort. »Im Nebenjob hat er mit einem Komplizen nachts Computer aus den Lagern der Brinkmann AG gestohlen.«

»Oh, Sie sind wegen der Diebstähle hier!«, sagt Arno Brinkmann erleichtert. »Ich dachte schon, die SOKO Ruhr kümmert sich überhaupt nicht darum. Zehn Einbrüche im letzten halben Jahr. Immer wurden nur wertvollste Geräte gestohlen, ein Gesamtschaden von fast einer halben Million Euro.« Brinkmann zieht sich seinen Computerterminal heran und tippte etwas ein. »Ich habe natürlich schon den Verdacht gehabt, dass es ein Mitarbeiter von uns sein musste.« Auf dem Bildschirm erscheint ein Personendatensatz. »Da haben wir ihn ja. Richard Schmitz, eingestellt vor einem Jahr. Auf Empfehlung seines Bewährungshelfers. Hat in der Auslieferung gearbeitet. Keine Auffälligkeiten...« Brinkmann stutzt. »Oder doch. Hier ist vermerkt, dass sein Gehalt zweimal von seiner Ex-Frau gepfändet wurde, weil er den Unterhalt nicht bezahlt hatte.«


»Tricky Schmitz hatte zwei Komplizen«, sagt Veras Kollege Lorentz kurz. »Einen, der ihm bei seinen Raubzügen half. Den haben wir geschnappt. Und einen aus der Firmenzentrale, der ihm die Tipps gab, wo die wertvollen Geräte standen, die zu stehlen es sich lohnte. Nach der Aussage des Komplizen, den wir gefasst haben, hatte Tricky Schmitz sich mit dem Tippgeber über die Provisionen und Anteile an der Beute zerstritten und den Mann unter Druck gesetzt. Man kann auch Erpressung sagen.«
»Das ist ja ungeheuerlich!«, sagt Brinkmann. »Wer aus der Firma soll ihm denn die Tipps gegeben haben?«
»Trickys Komplize meint, dass Sie es gewesen sind, Herr Brinkmann«, bemerkt Vera Falck kühl.
»Warum sollte ich denn die eigene Firma bestehlen lassen?«, schnarrt Brinkmann. »Das ist doch absurd.«
»Nicht, wenn man wie Sie Spielschulden in fünfstelliger Höhe in diversen zwielichtigen Clubs hat«, sagt Veras Kollege. »Wir haben uns nämlich umgehört, Herr Brinkmann, ehe wir hergekommen sind.«
»Und jetzt nehmen wir Sie mit aufs Präsidium, um Sie noch einmal eingehend zu vernehmen!«, setzt Vera Falck hinzu. »Ich gehe davon aus, dass Sie Tricky Schmitz getötet haben, als er begann, Sie zu erpressen. Ihre Behauptung, den Mann nicht näher zu kennen ist eine glatte Lüge.«
Wie beweist die Kommissarin das?




Lösung: Arno Brinkmann konnte auf Anhieb den richtigen Mann mit dem nicht gerade seltenen Namen »Schmitz« aus einem Personalbestand von 3.000 Mitarbeitern aus seinem Computer abrufen. Er kannte nämlich Schmitz' Vornamen »Richard«, obwohl Vera Falck immer nur von »Tricky« Schmitz gesprochen hatte.
(Copyright: by author)


Mehr Ratekrimis mit Vera Falck in:
H.P. Karr
Vera Falck ermittelt
30 Rätselkrimis aus dem Revier
182 Seiten
Messkirch: Gmeiner, 2013
ISBN-10:
3839213703
ISBN-13: 978-3839213704



Gratis-Leseprobe Format EPUB
Gratis Leseprobe Format PDF