Samstag, 4. Januar 2014

Riskantes Alibi - Ein Fall für Vicky Kant

Ein exclusiver Vick Kant-Ratekrimi
Von H.P. Karr

Kommissarin Vicky Kant kennt sich hier im Viertel ganz gut aus, deshalb findet sie die Beckerstraße auch sofort. Dieter Wunderlich wohnt in der Nummer 26, und das Glück will es, das vorm Haus auch gerade ein Parkplatz frei ist. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite steht der Wagen einer Glaserei und zwei Glaser setzen gerade eine neue Scheibe in das Schaufenster eines Schuhgeschäftes ein, das Vicky Kant nur allzu gut kennt, weil sie dort schon mehrere Monatsgehälter gelassen hat.

»Also«, sagt Vicky Kant zu ihrem Kollegen Weber auf dem Beifahrersitz. »Was haben wir bis jetzt?«
»Einen Mord und einen Verdächtigen«, sagt Weber wie aus der Pistole geschossen und blättert in seinen Notizen zum Mordfall Bredenburg. »Dieter Wunderlich ist unser Hauptverdächtiger. Er war bis vor zwei Monaten der Geschäftspartner von Lukas Bredenburg - den beiden gehörte eine Firma, die Mobiltelefone importierte. Vor zwei Wochen kündigte Bredenburg den Gesellschaftervertrag und verlangte von Wunderlich zwei Millionen Euro, die dieser angeblich zu Privatzwecken von den Firmenkonten abgezweigt hatte. Wunderlich bestritt das und schaltete seine Anwälte ein. Aber Bredenburg blieb hart und kündigte an, Beweise für Wunderlichs Betrügereien vorlegen zu können. Doch ehe er dazu kam wurde Lukas Bredenburg gestern Abend um 20 Uhr auf dem Parkplatz seiner Firma erschossen. Der Täter hat ihm aufgelauert, es handelte sich also um einen geplanten Mord. Der Täter hatte es offenbar auf eine Aktentasche mit Unterlagen abgesehen, die Bredenburg bei sich hatte, denn diese wurde nicht bei dem Toten gefunden. Wir können wohl annehmen, dass die Tasche die Unterlagen enthielt, mit denen Bredenburg seinem Partner die Betrügereien nachweisen wollte.«
»Gut«, sagt Vicky Kant entschlossen. »Dann schauen wir jetzt einmal, ob wir Herrn Wunderlich den Mord an seinem Partner nachweisen können.«
***
Dieter Wunderlich öffnet ihnen nach dem ersten Klingeln.
»Ich habe schon mit Ihnen gerechnet!«, sagt er angesichts von Vickys Dienstmarke. »Ein Kollege aus der Firma hat mich angerufen und erzählt, was mit Bredenburg passiert ist.«
»Dann wird Sie die Frage nach Ihrem Alibi nicht überraschen!«, sagt Vicky Kant knapp. »Wo waren Sie gestern von 19 bis 21 Uhr?«
»Hier!«, sagt Wunderlich lässig. »Leider allein. Aber gestern gegen 20 Uhr ist da drüben ein Motorradfahrer ins Schaufenster des Schuhgeschäftes gerast. Ich habe es klirren gehört und aus dem Fenster geschaut. Die Polizei kam ziemlich schnell und auch ein Krankenwagen. Der Motorradfahrer war nicht schwer verletzt, die Polizisten haben ihn vernommen und dann brachte ihn der Krankenwagen weg.« Wunderlich grinst. »Eine aufgeplatzte Augenbraue und zwei Schnittwunden vom Glas im Oberarm - der Bursche hat mehr Glück als Verstand gehabt.«
»Ich überprüfe das«, sagt Weber und holt sein Mobiltelefon heraus.
»Der Vorfall dauerte fast eine halbe Stunde«, sagt Wunderlich. »Ich habe mir alles angesehen - es war spannender als Fernsehen.«
»Komisch, dass dieser Unfall genau zur Tatzeit passierte«, meint Kommissarin Vicky Kant. »Und vielleicht wissen Sie auch nur von Ihren Nachbarn davon.«
»Mit denen rede ich nicht!«, sagt Wunderlich.
Weber schaltet sein Mobiltelefon aus. »Die zuständige Polizeiwache bestätigt den Unfall gestern um 20 Uhr!«, sagt er. »Der Motorradfahrer heißt Bernie Kohl. Er wurde im Gregorius-Krankenhaus behandelt - seine geplatzte Augenbraue musste genäht werden, außerdem zwei tiefe Schnittwunden am Oberarm.«
»Dieser Bernie Kohl ist Ihr Komplice!«, sagt Vicky Kant plötzlich zu Wunderlich. »Er hat seinen Unfall genau um 20 Uhr inszeniert, während Sie Bredenburg töteten, damit Sie mit Ihrer angeblichen Beobachtung ein Alibi präsentieren konnten.«
Was war Vicky Kant aufgefallen?

Lösung: Wunderlich kannte die drei Verletzungen des Motorradfahrers, obwohl er den Vorgang angeblich nur aus der Ferne gesehen hatte. Also musste er Kontakt zu ihm gehabt haben.

(Copyright: by author)





Mehr Ratekrimis in:
H.P. Karr
Vera Falck ermittelt
30 Rätselkrimis aus dem Revier
182 Seiten
Messkirch: Gmeiner, 2013
ISBN-10: 3839213703
ISBN-13: 978-3839213704

Mittwoch, 25. Dezember 2013

Der Komplize

Ein exklusiver Vera Falck-Ratekrimi

Von H.P. Karr

Kommissarin Vera Falck und ihr Kollege Weber könnten diesen Abend in Pietros Pizzeria mehr genießen, wenn sie nicht dienstlich hier wären. Pietro Pamoro hat sich gestern an die Kommissarin gewandt, weil er vor zwei Tagen Besuch von der osteuropäischen Mafia bekommen hat. 500 Euro Schutzgeld verlangt man von ihm. Wöchentlich. »Die Kerle haben mich davor gewarnt, zur Polizei zu gehen!«, hat Pietro gesagt. »Angeblich würden sie das sofort mitbekommen.«
Heute soll Pietro zum ersten Mal bezahlen. Außer Vera Falck und ihrem Kollegen Weber sind nur noch drei andere Gäste in der Pizzeria.

»Ob einer von denen etwas mit den Erpressern zu tun hat?«, fragt Weber leise.
»Kann sein – kann auch nicht sein«, murmelt Vera Falck ebenso leise zurück und sieht sich die Gäste genauer an. Ein älterer Mann, der an einem Einzeltisch am Fenster ganz in die ›Tageszeitung vertieft ist. Und ein junges Pärchen, das bei einer Flasche Wein verliebt turtelt.
»Was darf ich Ihnen bringen, Frau Kommissarin?«, fragt Sandro, der Kellner. Er ist die Diskretion und die Liebenswürdigkeit in Person, die Seele von Pietros Pizzeria.
»Für mich einmal Spaghetti all Arrabiata«, bestellt Vera Falck.
»Und einmal Pizza mit Meeresfrüchten für mich«, sagt Weber.
»Sehr wohl!« Sandro notiert sich die Bestellung. Gleich darauf registriert Vera Falck, wie Sandro hinter dem Tresen eindringlich auf Pietro einredet, der gerade Webers Pizza mit Meeresfrüchten belegt.
Dann kommt Pietro an den Tisch, um die Getränke zu servieren. »Sandro meint, es sei sehr dumm von mir, dass ich die Polizei eingeschaltet habe«, sagt er leise. »Er sagt, bei anderen Lokalen seien die Mafiosi immer dahintergekommen, wenn die Polizei mit von der Partie war. Dann wurden die Lokale kurz darauf demoliert!«

»Das wird hier nicht geschehen!«, verspricht Vera Falck. »Sobald die Geldeintreiber auftauchen, gebe ich dem SEK draußen den Befehl zum Zugriff.«
Der Gast am Fenstertisch greift plötzlich zu seinem Handy und dreht sich bei dem Anruf, den er macht, demonstrativ von der Kommissarin und ihrem Begleiter weg. Was er sagt, kann Vera Falck nicht verstehen, denn der Mann spricht sehr leise. Das Telefonat dauert nicht lange.
Webers Aufmerksamkeit gilt dagegen mehr dem Liebespärchen. Er macht Vera Falck darauf aufmerksam, wie die junge Frau unterm Tisch mit ihrem Handy heimlich eine SMS verschickt.
Pietro schiebt unterdessen Webers Pizza in den Ofen, und Sandro gießt das Dressing über die Salate, die zur Bestellung der Kommissarin und ihres Kollegen gehören.
Da geht die Tür auf, und zwei Kerle in Lederjacken kommen herein. Breitbeinig und sehr durchtrainiert.  Das sind die Mafiosi, kein Zweifel. Einer geht zu Pietro, der andere steuert schnurstracks auf die Kommissarin und ihren Kollegen zu.
»Sie erlauben?« Er setzt sich. Sein Blick ist kalt. »Wir hatten Pietro davor gewarnt, die Polizei zu verständigen!«, sagt er. »Wir kennen Sie jetzt, Frau Kommissarin. Heute geschieht Ihnen nichts – essen Sie Ihre Spaghetti und verschwinden Sie mit Ihrem Kollegen. Beim nächsten Mal wird unsere Begegnung nicht so glimpflich verlaufen!«
»Eine nächste Begegnung wird es nicht geben!«, sagt Vera Falck und gibt über Funk den Einsatzbefehl für das Sonderkommando. Bewaffnete Polizisten stürzen herein und setzen die beiden Männer fest.
»War das klug?«, fragt Weber überrascht. »Wir wissen nicht, wer aus der Pizzeria den Gangstern mitgeteilt hat, dass wir auf sie warten.« Er schaut zu dem Mann am Fenster und dem Liebespärchen, die während der ganzen Aktion von den Spezialpolizisten an ihren Plätzen festgehalten worden sind.
»Aber es ist doch ganz klar, wer den Bulgaren gesagt hat, dass wir hier sind!«
Wer?

Lösung: Die Gangster sind von Sandro, dem Kellner, gewarnt worden. Denn der Gangster sagt, Vera Falck solle in Ruhe »ihre Spaghetti essen«. Dass die Kommissarin Spaghetti bestellt hat, kann nur Sandro wissen – und hat es an seine Komplizen weitergegeben.

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Freitag, 13. Dezember 2013

EIN FALL FÜR KOMMISSARIN VERA FALCK


Sein letzter Besuch

Ein exclusiver Vera Falck-Ratekrimi
Von H. P. Karr

Kommissarin Vera Falck ist sich absolut darüber klar, dass Lilly Neumann sie aufmerksam beobachtet. Im Wohnraum der schicken Villa hier im Südviertel herrscht konzentrierte Spannung. Wie immer, wenn die Leute von Mordkommission und Spurensicherung im Einsatz sind.

Der Tote vor dem Schreibtisch am Fenster ist mit einem Laken verhüllt. Nach der ersten Untersuchung durch den Rechtsmediziner gibt es keinen Zweifel, dass Leo Jordan vor knapp 30 Minuten an einer Kugel aus der Pistole gestorben ist, die gerade von den Spurensicherern fotografiert wird. Die Waffe liegt direkt neben der Leiche, etwa in Höhe von Leos rechter Hand.

»Auf dem Abzug der Waffe haben wir einen Abdruck von Jordan gefunden«, berichtet der Chef der Spurensicherer. »Und zwar des rechten Zeigefingers.«

Veras Kollege Lorentz hat mitgehört. »Demnach könnte stimmen, was Lilly Neumann ausgesagt hat«, meint er leise.

Lilly Neumann gehört eine Restaurantkette. Und Leo Jordan ist bis vor kurzem einer ihrer Restaurantleiter gewesen. Vor sieben Tagen hat Lilly ihn gefeuert.

Nach Lillys Aussage ist er heute unvermittelt hier bei ihrem Privathaus aufgetaucht ist, um ein Gespräch über seine Entlassung zu erzwingen.

»Versuchen Sie einmal, etwas mehr über Jordan herauszubringen«, sagt Vera zu ihrem Kollegen und wendet sich dann an Lilly Neumann.
»Sie sagen also, Jordan habe verlangt, dass er wieder als Restaurantleiter eingestellt wird?«, fragt sie.

Lilly Neumann, elegant, Mitte fünfzig, mit stahlhartem Blick, nickt. Sie ist sehr gefasst. »Er drängte mich ins Haus, redete auf mich ein und holte sofort seine Pistole heraus«, sagt sie. »Er wirkte sehr verzweifelt, fuchtelte mit der Waffe herum und behauptete, ich hätte sein Leben zerstört. Ich versuchte ihn zu beruhigen, aber es war einfach nicht mit ihm zu reden. Als ihm klar wurde, dass er mit seinem Besuch nicht erreichen würde, was er wollte, wurde er noch aggressiver. Er stürzte mit der Waffe auf mich zu. Ich versuchte ihn abzuwehren, und dabei löste sich der Schuss, der ihn in die Brust traf. Er muss während des Kampfes den Abzug unbeabsichtigt durchgezogen haben.«

»Haben Sie denn jemals zuvor persönlich mit Jordan zu tun gehabt?«, fragt die Kommissarin.

»Ich kannte ihn nicht persönlich«, versichert Lilly Neumann. »Seine Entlassung wurde mir von meinem Abteilungsleiter Kundenzufriedenheit nahegelegt, weil Jordan sein Restaurant nachlässig führte. Die Entlassung habe ich ihm in einem Brief mitgeteilt. Danach schickte er E-Mails und Briefe an mein Büro, aber mein Sekretariat hat ihm immer geantwortet, dass es bei seiner Kündigung bliebe. Irgendwie hat er sich dann meine Privatadresse verschafft und stand heute hier vor der Tür.«

Die Kommissarin sieht zu, wie der Tote in einem Transportsarg hinausgebracht wird. Bis jetzt kann sie Lilly Neumann nicht nachweisen, dass sie lügt. Lilly hat vorhin selbst die Polizei verständigt und ist seitdem in keinem Detail von ihrer Aussage abgewichen, dass Jordan sich selbst mit einem Schuss aus der Waffe getötet hat, mit der er auf sie losgestürzt ist. Die Tat eines verzweifelten Menschen, der seinen Arbeitsplatz verloren hat. Doch als Veras Kollege Lorentz mit seinen Ermittlungsergebnissen zurückkehrt, bekommt die Sache eine ganz neue Wendung.

»Jordan war bei seinen Kollegen nicht sonderlich beliebt«, sagt Lorentz. »Dauernd sprach er davon, gegen Lilly Neumann vorzugehen, weil sie seiner Meinung minderwertige Lebensmittel verarbeiteten ließ und ihr Personal ausbeutet. Angefangen hat alles mit einem Arbeitsunfall vor einem Jahr, als dessen Folge bei ihm Zeigefinger und Mittelfinger der rechten Hand steif geblieben sind.«

Kommissarin Vera Falck sieht Lilly Neumann an. »Sie haben mich belogen!«, sagt sie. »Jordan hat sich nicht selbst erschossen. Sie waren es und haben die Tat als tödlichen Unfall tarnen wollen.«
Was meint sie?

Lösung: Jordans Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand sind nach einem Unfall versteift geblieben. Damit hätte er den Abzug der Pistole nicht bedienen können, aus der der Todesschuss abgegeben worden ist.

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Messkirch: Gmeiner, 2013
ISBN-10: 
3839213703
ISBN-13: 978-3839213704

Dienstag, 22. Oktober 2013

Der Killer wartet schon

Wer hielt nicht dicht?
Ein exklusiver Vera Falck-Ratekrimi

Kommissarin Vera Falck und ihr Kollege Fuchs sitzen mit Tatjana Krause in einem der Verhörräume des Polizeipräsidiums. Die junge Frau war die wichtigste Zeugin bei den Ermittlungen gegen ein Drogensyndikat. »Bei unserer Razzia konnten wir zwei der drei Bosse verhaften«, berichtet Vera Falck. »Nur Alberto Gomero ist noch flüchtig.« Tatjana wird blass. »Er wird einen Killer auf mich ansetzen, damit ich nicht aussage.« 

»Wir bringen Sie in einer Wohnung des Zeugenschutzprogrammes unter«, verspricht Veras Kollege Fuchs und greift zu seinemHandy. »Die Adressen dieser Wohnungen kennen nur unser Chef und Kommissarin Falck.«
Während er telefoniert, bringt Max Thaler, der Leiter der Sonderermittlung gegen das Drogensyndikat. einen elegant gekleideten Mann herein. Vera Falck ahnt, um wen es sich handelt – und ihre Befürchtungen bestätigen sich.
»Dirk Hutmacher ist mein Name, ich bin der Anwalt von Herrn Gomero!«, erklärt der Mann. »Mein Mandant möchte erfahren, welche Anschuldigungen Frau Krause gegen ihn vorbringt.«
Veras Kollege Fuchs beendet sein Telefonat und schiebt Vera einen Zettel hin. »Apartment Nr. 15, Abfahrt in 10 Minuten.«

Kommissarin Vera Falck wendet sich an den Anwalt: »Kommen Sie morgen wieder - es gibt im Augenblick nichts zu sagen.« 
»Und Tschüss!« Max Thaler hält dem Anwalt grinsend die Tür auf. Gleich darauf begleitet Thaler Kommissarin Vera Falck, ihren Kollegen Fuchs und Tatjana auf dem Weg in die Tiefgarage.
»Nummer 15 ist ein Apartment an der Schillerstraße 23«, sagt Vera Falck zu Tatjana. »In einer halben Stunde sind wir dort.« Und ihren Kollegen Fuchs bittet sie: »Fahren Sie vor und kontrollieren die Umgebung!«

Draußen steigen Vera Falck und Tatjana in eine gepanzerte Limousine, die Fahrt geht los. Nach zehn Minuten meldet sich das Funkgerät der Kommissarin. »Sofort umkehren!«, hört sie die Stimme ihres Kollegen Fuchs. »In der Schillerstraße wartet einer von Gomeros Killern.« 
»Ich wusste es!« Tatjana Krause ist blass geworden. »Der Anwalt hat die Adresse des Unterschlupfs an Gomero verraten!«
»Nein«, erklärt Vera Falck. »Der Verräter war eine andere Person!«
Aber welche?


Lösung: Der Verräter war Max Thaler, der Leiter der Sonderermittlung. Er war dabei, als Kommissarin Vera Falck auf dem Gang die Adresse von Appartement 15 nannte. In Gegenwart des Anwalts war nur von »Appartement 15« die Rede gewesen.

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ISBN-10: 3839213703
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Donnerstag, 10. Oktober 2013

Ein mörderischer Trick

Ein exclusiver Vera Falck-Ratekrimi
Wer sagt hier nicht die Wahrheit?

Kommissarin Very Falck überprüft das Magazin ihrer Pistole, während ihr Kollegein Fuchs den Dienstwagen vor der Villa der Sandmanns parkt, einem zweigeschossigen Gebäude mit dicken Mauern. Letzte Nacht ist hier der 56-jährige Unternehmer Georg Sandmann erschossen worden. Der Notruf seiner Frau Hilda ist um 0.45 Uhr bei der Polizei eingegangen. Auf den ersten Blick sieht es so aus, als sei Sandmann von einem Einbrecher getötet worden, den er auf frischer Tat überrascht hat.

Hilda Sandmann führt Kommissarin Vera Falck und ihren Kollegen in den Salon, wo in der Terrassentür die eingeschlagene Scheibe mit einem Stück Pappe notdürftig repariert ist.

Vera Falck fragt: »Darf mein Kollege sich im Haus umsehen?«
»Natürlich«, erwidert Hilda.
Fuchs verlässt den Salon.
Von nebenan dringt leise Klaviermusik herüber.
»Bitten Sie Ihren Bruder doch zu uns«, sagt Vera Falck. Hilda geht hinaus und kommt mit Leo Neubert zurück.

»Können Sie beide noch einmal berichten, was letzte Nacht geschehen ist?«, bittet Kommissarin Vera Falck.
Hilda Sandmann sagt: »Ich ging um 23 Uhr zu Bett. Gegen halb eins schreckte ich durch die Schüsse hier unten auf. Ich eilte hinunter und fand meinen Mann.«
»Sie und Ihr Mann hatten getrennte· Schlafzimmer?«, fragt Vera Falck.
»Ja. Mein Zimmer liegt im ersten Stock.«
Vera Falck sieht Leo Neubert an. »Sie wohnen zurzeit im Gästeapartment neben dem Salon?«
»Ja. Gegen Viertel vor eins, als sie Georgs Leiche gefunden hatte, weckte mich Hilda aufgeregt.«
»Ihr Bruder wird Ihnen jetzt sicher helfen, das Erbe zu verwalten?«, fragt die Kommissarin die Witwe.
Hilda nickt nur. In diesem Moment komm Vera Kolelge Fuchs wieder herein. Er hält seine Dienstwaffe in der Hand.
Vera Falck sieht Hilda an. »Haben Sie etwas gehört?«, fragt sie.
»Nein. Hätte ich was hören sollen? »

»In der Tat«, sagt Kommissarin Vera Falck. "Mein Kollege hat in Ihrem Schlafzimmer zwei Schüsse mit Platzpatronen abgegeben. Dieses Haus hat so massive Mauern, dass man hier unten nichts davon hörte. Also können Sie auch nicht durch die Schüsse geweckt worden sein, die Ihren Mann im Salon trafen. Sie haben vielmehr gemeinsam mit Ihrem Bruder Ihren Mann getötet und den Einbruch vorgetäuscht.«
Wie kommt die Kommissarin darauf?

Lösung: Obwohl man aus Leo Neuberts Zimmer die leise Klaviermusik hören konnte, behauptete er, die angeblichen Schüsse NICHT gehört zu haben.

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Mittwoch, 2. Oktober 2013

Perfekt ist nicht perfekt genug


Ein exclusiver Vera Falck-Ratekrimi

Was hat Kalli Schroeder vor?

Es ist Kommissarin Vera Falck genau anzusehen, was sie vom Plan ihres Kollegen Fuchs hält. »Es ist ein Unding, dass Sie sich auf Kalli Schroeder einlassen!«, murmelt sie, als Fuchs erklärt, worum es ihm geht. »Nach all der Arbeit, die Kalli der Polizei gemacht hat. Und erst der Schaden, den er in der Szene der Kunstsammler angerichtet hat.«

Doch Fuchs meint: »Es stimmt, er hat uns Arbeit gemacht, als Fälscher von Gemälden bekannter Meister, die er über Händler an unbedarfte Sammler verkaufen ließ. Auf technischem Gebiet sind seine Werke perfekt. Denn sie waren nie Kopien existierender Bilder, sondern perfekte Nachempfindungen. Jetzt ist Kalli ist alt, er möchte sich aus dem Geschäft zurückziehen.«

Vera Falck sieht auf, als ein Mann um die siebzig, ausstaffiert mit breitkrempigem Hut und buntem Künstlerschal hereinkommt. Ja, das ist Kalli Schröder wie man ihn kennt. Er setzt sich zu Vera Falck und ihrem Kollegen an den Tisch. »Kommen wir zur Sache!«, meint der Fälscher. »Ich möchte mich zur Ruhe setzen und nicht länger von Ihnen verfolgt werden. Deshalb biete ich Ihnen folgendes an. Ich überlasse Ihnen einige van Gogh-Gemälde, die ich gefälscht habe, anstatt sie in die Kunstszene zu schleusen!«

»Ich würde gerne einen Blick auf die Bilder werfen«, sagt Vera Falck.

Kalli lächelt. »Sobald Sie die Bilder bei mir gesehen haben, wissen Sie doch, dass es Fälschungen sind. Ich kann Ihnen nur so viel sagen, dass die Bilder Vincent von Goghs Motive der »Sonnenblumen« und der »Boote am Strand« zeigen, die er, wie Sie wissen, 1888 gemalt hat. Er hielt sich zu dieser Zeit in Arles auf, wo er mit Paul Gauguin, seinem Kollegen, zusammenlebte. Gauguin ging später nach Tahiti und wurde durch seine Südseebilder bekannt. Ich habe nun einige van Gogh-Gemälde geschaffen, bei denen er diesen Südsee-Stil seines Freundes Gauguin nachempfindet, mit seinen Motiven, den Sonnenblumen und den Booten am Strand. Und Sie können sich darauf verlassen, dass diese Bilder so perfekt sind wie meine anderen. Ich habe sie auf Leinwänden der Zeit gemalt, mit Farben, die ich nach den damaligen Rezepturen gemixt habe.«

Vera Falck lächelt. »Und doch ist Ihnen ein Fehler unterlaufen!«

Welchen meint sie?

Lösung: Kallis Bilder sollen van Gogh-Gemälde sein, die der Maler nach der Rückkehr Paul Gauguins von Tahiti geschaffen hatte. Doch van Gogh starb 1890, ein Jahr bevor Gauguin nach Tahiti reiste, wo er sich dann von 1891 bis 1893 aufhielt. Als Gauguin zurückkehrte, war van Gogh also schon längst tot.
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Samstag, 20. Juli 2013

Eine alte Affäre


Ein exclusiver Vera Falck-Krimi
Von H.P. Karr

Kommissarin Vera Falck hat Sophie Winter noch erlebt, als die Sopranistin vor einigen Jahren das Opernpublikum begeisterte. Dann hat sich die Sängerin zurückgezogen, um ihre Memoiren zu schreiben. Vera Falck hat am vergangen Dienstag das Fernsehinterview gesehen, in dem sie angekündigt hat, nicht nur über ihre Karriere, sondern auch über ihre Liebesaffären zu erzählen, von denen man immer nur gemunkelt hat, weil sie stets sehr diskret gewesen war. Und heute, am Freitag, als Vera Falck sich schon auf ein ruhiges Wochenende gefreut hat, steht die Kommissarin der Star-Sängerin persönlich gegenüber. Ein Erlebnis, auf das Vera Falck liebend gern verzichten würde, denn Sophie Winter ist tot - ermordet.

»Sie wurde gestern gegen 20 Uhr erstochen«, sagt der Polizeiarzt, nachdem er die Tote eingehend untersucht hat, die vor dem Klavier im Wintergarten des Häuschens liegt. Rund um Sophie Winters Leiche sind mehr als zwanzig Rosen auf dem Boden verstreut. Die Blumen sind verblüht, die Blütenblätter bereits vertrocknet. »Mindestens eine Woche alt!«, bemerkt der Chef der Spurensicherung, während er die Rosen in einem Plastikbeutel verstaut. Dann untersucht er die leere Vase auf dem Klavier. »Darin standen die Blumen, ehe sie über die Leiche geworfen wurden.«

Sophies Haushälterin Hilda Laurentzen wartet blass neben der Tür des Wintergartens. Sie hat die Opernsängerin vor einer Stunde entdeckt und die Polizei gerufen. »Ich kam zwei Mal in der Woche her, um zu putzen«, berichtet sie. »Jeweils dienstags und freitags.«
Heute ist Freitag, und Hilde Laurentzen kann sich nicht daran erinnern, dass ihr bei ihrem Besuch am Dienstag etwas ungewöhnliches aufgefallen ist. »Sophie arbeitete wie gewöhnlich an ihren Memoiren«, berichtet sie. Sie sieht auf die Uhr. »Gleich 11. Dann kommt Linda Karstedt zu ihrer Gesangsstunde. Eine sehr begabte Sängerin und Sophies einzige Schülerin.«

Veras Kollege Weber hat sich im Hauses umgesehen. »Keine Einbruchsspuren, keine Hinweise auf einen Diebstahl«, berichtet er. »Nur das Manuskript ihrer Memoiren auf ihrem Schreibtisch macht den Eindruck, als sei es flüchtig durchgeblättert worden. Auf den letzten Seiten schreibt Sophie etwas von einer leidenschaftlichen Affäre mit einem verheirateten Mann, die sie vor Jahren einmal hatte. Leider nennt die den Mann nur Erwin.«
Die Haushälterin räuspert sich. »Damit meinte sie Erwin Leitmeyer«, sagt sie. »Der Herr Leitmeyer verehrte sie auch noch, nachdem ihre Affäre zu Ende gegangen war. Regelmäßig schickte er ihr Rosen. Jeden Donnerstag kam ein neuer Strauß!«
Vera Falck bittet Weber, Leitmeyer zu holen. Ihr Kollege hat gerade das Haus verlassen, als Linda Karstedt eintrifft. Sophies Schülerin ist 23 und außerordentlich attraktiv. Entsetzt starrt sie auf die Leiche der Sängerin. »Oh mein Gott!«, flüstert sie.

»Fiel Ihnen bei der Unterrichtsstunde am vergangenen Freitag etwas auf?, fragt Vera Falck.
Linda muss nicht lange überlegen: »Nach dem Unterricht las sie mir ein paar Passagen aus ihren Memoiren vor, weil sie meine Meinung dazu hören wollte. Sie war sich nicht sicher, ob sie den verheirateten Mann, mit dem sie einmal eine Affäre hatte, mit vollem Namen nennen solle. Ich habe ihr davon abgeraten. Doch sie war der Auffassung, dass es ein Gebot der Ehrlichkeit sei, den Namen zu nennen, obwohl der Mann, um den es ging, das wohl mit allen Mitteln verhindern wollte.«

Kurz darauf kommt Weber mit Erwin Leitmeyer zurück, einem Mittfünfziger, der eine hohes Amt in der Stadtverwaltung inne hat. Leitmeyer schluckt, als er Sophies zugedeckte Leiche sieht. »Schrecklich!«, murmelt er. »Ich habe sie einmal so sehr geliebt.«

»Herr Leitmeyer hat leider kein Alibi für die Tatzeit«, sagt Weber trocken.
Und Vera Falck meint: »Ich denke, Herr Leitmeyer hat Sophie gestern getötet, um zu verhindern, dass sie ihre alte Affäre in ihren Memoiren enthüllte.«
Was ist Vera Falck aufgefallen?


Lösung: Erwin Leitmeyer schickte Sophie jeden Donnerstag einen Rosenstrauß. Als man Sophie am Freitag tot fand, waren die Rosen bei ihrer Leiche eine Woche alt. Leitmeyer hatte ihr also tags zuvor keine neuen Blumen geschickt - weil er wusste, dass der Strauß einer Toten gegolten hätte.
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