Freitag, 25. Mai 2018

Vera Falck ermittelt: Mord nach Rezept - Band 13

Vera Falck ermittelt: Mord nach Rezept - Band 13: H.P. Karr präsentiert Mord nach Rezept Band 13 : Letzte Lösung Mord – zwei Dutzend mörderisch spannende Krimis Kleine Krimis, große Spa...

Mord nach Rezept - Band 13

H.P. Karr präsentiert

Mord nach Rezept Band 13:

Letzte Lösung Mord – zwei Dutzend mörderisch spannende Krimis

Kleine Krimis, große Spannung. Es geht um große Coups und kleine Pannen, perfekte Pläne und winzige Fehler. Gewissenlose Geliebte und geldgierige Ganoven geraten an clevere Kommissare und scharfsinnige Anwältinnen. Die neue Lieferung  - zwei Dutzend Kurzkrimis von Könnern ihres Faches. Zum Beispiel…



Leseprobe
H. P. Karr: Weibliche Intuition
Es sind nur wenige Trauergäste, die Edda Breuer an diesem goldglänzenden Augusttag auf dem Südfriedhof das letzte Geleit geben. Anwältin Vicky Kant gehört dazu. Und plötzlich kommt ihr der Tod ihrer Mandantin gar nicht mehr so normal vor-...
Es waren nur wenige Menschen, die Edda Breuer an diesem goldglänzenden Augusttag das letzte Geleit gaben. Die Sonne strahlte über dem Friedhof, und Vicky Kant nahm sich vor, nach der Bestattung nicht mehr in ihre Anwaltskanzlei zurückzufahren, sondern sich den Reste des Tages frei zu nehmen. Sie würde ein wenig bummeln, sich in ein Eiscafé setzen und vergessen, dass Edda Bauer, deren Testament sie erst vor zwei Wochen beglaubigt hatte, jetzt nicht mehr unter den Lebenden weilte. Die Todesanzeige in der Zeitung hatte Vicky überrascht und ein unbestimmtes Gefühl hatte sie hier zur Trauerfeier auf den Parkfriedhof getrieben.
    »Was hat ihr eigentlich gefehlt?«, fragte Vicky die elegante Dame, die neben ihr diskret in ihr Seidentaschentuch weinte.
    »Das weiß man nicht!«, schniefte die Dame und musterte Vicky. »War Sie auch eine Kundin von Ihnen?«
    Vicky murmelte, dass Edda Breuer eine Klientin gewesen war und erfuhr, dass der Dame mit dem Seidentaschentuch ein exklusives Modegeschäft gehörte.
    »Dort, die Rothaarige mit dem schwarzen Schleier - das ist ihre Tochter«, sagte sie leise zu Vicky. »Nina Belmont. Sie lebt in Italien. Sehen Sie Ihr Trauerkostüm? Ein Designerstück, wenn ich mich irre. Aus dem Atelier von Giorgio Canale in Rom.« Die Dame räusperte sich und meinte mit einem neugierigen Seitenblick auf Vicky: »Sie haben als Anwältin sicher das Testament der alten Dame betreut?«
    Vicky lächelte diskret und die Dame nickte ebenso diskret zurück. »Bestimmt erbt die Tochter das ganze Vermögen. Dabei hat sie sich kaum um ihre Mutter gekümmert hat. Bis sie ganz überraschend vor drei Wochen zu Besuch kam.«
    Vicky musste daran denken, dass Edda Breuer in der Tat ihre Tochter als Alleinerbin eingesetzt hatte. »Sie meinen, dass ihr plötzlicher Tod etwas mit dem Besuch ihrer Tochter zu tun hat?«
    »Ich meine überhaupt nichts«, meinte die Besitzerin des Modegeschäftes nur.
    Als Vicky nach der Trauerfeier zu ihrem Wagen ging, fiel ihr der unauffällige Kombi am Rand des Parkplatzes auf. Als sie herankam, ließ Hauptkommissar Redeck die Seitenscheibe herunter und knurrte: »Verschwinden Sie, Frau Anwältin. Sie behindern hier polizeiliche Ermittlungen!«
    Vicky sah ihn unschuldig an. »Bei einer Beerdigung?« Sie bemerkte das Foto von Nina Belmont, das Redeck auf der Ablage liegen hatte. »Sie beschatten die Tochter der Toten?«
    »Steigen Sie ein!«, sagte Redeck, weil weiter hinten gerade Nina Belmont ihren Wagen bestieg. Er fuhr los, kaum dass Vicky neben ihm Platz genommen hatte und schaltete sein Diktiergerät ein. »Observationsprotokoll Nina Belmont. Zielperson verläßt um 15.30 allein die Trauerfeier.«
    Vicky fischte das Foto von Nina vom Armaturenbrett. Es zeigte die Edda Breuers Tochter in dem gleichen Trauerkostüm, das auch hier bei der Beerdigung ihrer Mutter getragen hatte an einem anderen Grab. Vicky drehte das Foto um und entdeckte einen Vermerk der italienischen Polizei.
    »Die Kollegen in Rom haben das Bild vor einem halben Jahr bei der Bestattung von Antonio Belmont aufgenommen«, knurrte Redeck. »Die schöne Nina stand im Verdacht, ihren Mann umgebracht zu haben. Er starb an Herzversagen, nachdem er eine hohe Lebensversicherung zu ihren Gunsten abgeschlossen hatte. Leider konnte man Nina Belmont nichts nachweisen.«
    Vicky studierte das Foto der Witwe. »Nina weiß offenbar, was gut und teuer ist«, sagte sie. »Das Trauerkostüm ist ein Designerstück von Giorgio Canale.«
    Redeck hob eine Augenbraue. »Seit wann interessieren Sie sich für Mode, Frau Anwältin?«
    »Nur wenn es der Wahrheitsfindung dient«, meinte Vicky. Redeck verlangsamte die Geschwindigkeit, weil Nina Belmont mittlerweile das Haus ihrer Mutter erreicht hatte. Eine Villa, samt Grundstück mindestens drei Millionen Euro wert. Dazu kam noch das Barvermögen, das Edda Breuer ihr in ihrem Testament vererbt hatte. Vicky wartete, bis der Kommissar geparkt hatte. Dann sagte sie: »Sie haben den Verdacht, dass es beim Tod ihrer Mutter nicht mit rechten Dingen zugegangen ist?«
    Redeck hob die Schultern. »Ein plötzlicher Herztod. Der Rechtsmediziner kann nicht ausschließen, dass sie vergiftet wurde. Aber ohne einen weiteren Verdachtsmoment gegen die Tochter werden wir die Ermittlungen wohl einstellen müssen.«
    Vicky hielt Redeck das Foto hin, das die römische Polizei von Nina Belmont gemacht hat. »Da haben Sie Ihren weiteren Hinweis. Und wenn Sie mich fragen, dann würde ich jetzt schleunigst die Villa durchsuchen, ehe die Tochter die Reste des Giftes verschwinden lässt, mit dem sie ihre Mutter umgebracht hat.«
    Redeck war einen Moment sprachlos. Und als er dann den Mund öffnete, befürchtete Vicky, dass er ihr eine Standpunkte halten würde. Aber Redeck bestellte nur über Funk eine Mannschaft für eine Hausdurchsuchung.
   
   
    Zwei Stunden später führten zwei Beamte Nina Belmont in Handschellen an Vicky vorbei. Hinter ihr kam Kommissar Redeck und zeigte ein Fläschchen mit dem Rest einer grünen Flüssigkeit. »Ein pflanzliches Gift«, meinte er. »Kaum nachzuweisen. Wir fanden es in Ninas Gepäck.«
    »Na also«, sagte Vicky zufrieden. Sie bemerkte Redecks fragenden Blick. »Sie wollen wissen, warum ich das Foto von Nina aus Italien ein Beweis dafür ist, dass sie ihre Mutter getötet hat?«
    »Wahrscheinlich sind Sie durch weibliche Intuition darauf gekommen«, meinte der Kommissar.
    »Im Prinzip schon«, lächelte Vicky. »Auf dem Foto von der Beerdigung ihres Mannes in Rom trug Nina dasselbe Trauerkostüm wie heute bei der Bestattung ihrer Mutter.«
    »Na und?«
    »Das Trauerkostüm ist ein Designerstück von Giorgio Canale, also eine Einzelanfertigung«, sagte Vicky. »Und weil Nina dieses Kostüm, das sie vor die Monaten gekauft hat, heute bei der Bestattung ihrer Mutter trug, musste sie es aus Italien mitgebracht haben, als sie ihre Mutter besuchte. Aber warum, habe ich mich gefragt, packt eine Tochter ein Trauerkostüm ein, wenn sie ihre Mutter besucht, die eigentlich kerngesund ist?«
    Redeck grinste. »Sag ich doch: Weibliche Intuition!«
       

Mord nach Rezept (Reihe in 13 Bänden)

von H.P. Karr, Don Ridgemond, Karr, Manfred Mainau, Jackie Kowal, H.P. Karr, Jackie Kowal und vielen anderen
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Samstag, 18. März 2017

Mord nach Rezept - zurück in die Achtziger

H. P. Karr präsentiert
Mord nach Rezept – Band 10:
Die Retro-Edition – mit zwei Dutzend Krimis zurück in die Achtziger


 

Die Achtziger – das sind die Jahre von Horst »Schimmi« Schimanski, von Kreml-Flieger Mathias Rust, dem Tod von Uwe »Ehrenwort« Barschel und dem Beginn der langen Ära Helmut »Birne« Kohl, der uns als Bundeskanzler durch die deutsche Wiedervereinigung am Ende des Jahrzehntes führte.
Zwei Dutzend clevere Kriminalstorys aus der guten alten Zeit – als im Fernsehen noch »Derrick« und »Columbo« ermittelten. Die Hits des Jahrzehntes waren »Take On Me« von a-ha , Nena mit »99 Luftballons« und natürlich »Jeanny« von Falco.


Story Nummer 15 
Meike Doppler: Geständnis einer schönen Witwe

Trenchcoat, kalte Zigarre, Strubbelfrisur und »Eine Frage hätte ich noch, Sir!«: Inspektor beziehungsweise Lieutenant Columbo vom LAPD löste bis Mitte der Achtziger im deutschen Fernsehen seine Fälle. Dargestellt von Peter Falk, der seine Paraderolle als schlitzohriger Chaoten-Cop in insgesamt neunundsechzig Filmen bis ins Jahr 2003 mit nie nachlassendem Vergnügen spielte. Die Mörder und Mörderinnen, die er dabei überführte, waren Hollywood-Berühmtheiten wie Vera Miles, Leonard Nimoy, William Shatner, Faye Dunaway oder Robert Vaughn. Und aus dem jungen Regisseur, der zu Beginn der Serie die dritte Episode inszenierte, wurde später ein ganz Großer: Steven Spielberg. Inspektor Columbos scheinbar beiläufiges »Sir ... eine Frage noch ...« hat vielleicht ein bisschen Pate gestanden bei der folgenden Story.

Als Helen Lagarde aus dem Bus stieg, stieß Brückner die Tür des Streifenwagens auf und stieg aus. Helen Lagarde entdeckte ihn sofort. Brückner ging ihr entgegen.
»So ein Zufall, Sie hier zu treffen!«, sagte er erfreut. »Ich wollte nachher zu Ihnen hinausfahren, um Ihnen noch einige Fragen zu stellen.«
»Was gibt es denn noch für Fragen zu stellen, Inspektor?«, wollte Helen Lagarde wissen. Sie war eine große, schöne Frau, Ende Dreißig, sportlich und schlank, mit auffallend vollem kastanienbraunem Haar. Gemeinsam mit Brückner betrat sie den Supermarkt, den sie angesteuert hatte. Sie nahm sich einen Einkaufswagen und schob ihn zügig durch die Eingangsschranke. Es war klar, dass sie mit Brückner nicht unbedingt weiter zu haben wollte. Doch der folgte ihr wie ein herrenloser Hund. Etwas lächerlich kam er sich schon vor, aber was sollte er denn tun? Kriminaldirektor Hofer hatte sich in eine ganz spezielle Theorie verrannt, und an ihm, Brückner, Kriminalinspektor im ersten Dienstjahr, war es natürlich wieder einmal hängen geblieben, die Sache zu überprüfen.
»Hören Sie, Inspektor ...«
»Brückner«, half er ihr aus. »Christoph Brückner.« Er zeigte ihr seinen Dienstausweis.
»Ich habe nicht die Absicht, mich noch länger durch Ihre dummen Fragen belästigen zu lassen. Mein Mann ist vor einer Woche ums Leben gekommen – ich muss mit seinem Tod fertigwerden, verstehen Sie mich? Ich muss mein Leben wieder in den Griff bekommen.«
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Mord nach Rezept - Band 10  
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Mittwoch, 14. September 2016

Der Mord macht die Musik
Ein Fall für Vera Falck

Schlagerstar überfährt Radfahrer

Diese Schlagzeile könnte Leo King das Genick brechen. Ausgerechnet jetzt, wo er eine neue Tour plant.
Was für ein Glück, dass sein gutmütiger Freund und Bassist Benno sich der Polizei als Unfallfahrer präsentiert.
Also alles gut für Leo King?
Keineswegs.
Denn einige Tage später wird Benno in seinem Studio erschlagen.
Kommissarin Vera Falck und ihr Team blicken bei ihren Ermittlungen tief in die Abgründe der Musikszene Ruhr. Sie erfahren, dass im Schlagerland mit harten Bandagen gekämpft wird und begegnen schillernden Charakteren wie…

… Ricky Wernicke, der mit seinem Talent-Casting in Bennos Studio den Nachwuchs abzockt.
… Mike Groschek, der smarte Musikmanager, der für Leo Kings Tour über Leichen gehen würde.
… Bronco, den einsamen Ruhrpott-Cowboy, der Johnny Cash liebt – und seinen Baseballschläger.
… und natürlich Leo King, der König der Gute-Laune-Lieder. Ist er wirklich nur der nette Schlager-Onkel?


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Leseprobe


Eins
Was für ein Abend! Was für eine Show! Was für geile Bräute. Viel besser als diese gepiercten Teenie-Tussen, die hinter jedem Rapper herliefen. Die Arschgeweih-Ladies mit den angeklebten Wimpern und Fingernägeln. Nein, für ihn ging nichts über eine aufondulierte Bäckereiverkäuferin, Vierzig plus, oder eine von diesen VHS-Kursleiterinnen im Twinset, die sich ansonsten vor ihren Kolleginnen schämten zuzugeben, dass sie bei ihm die Sau rausließen. Weil jemand wie Leo King in ihren Kreisen eigentlich ein No-Go war.
Leo räkelte sich auf dem Fahrersitz des Saab 9-4X, hielt das Lenkrad mit zwei Fingern und gab Gas.
Er war Leo.
Leo König.
Leo, der King.
Leo King.
Headliner bei der Schlagernacht im Tempodrom in Ruhrort. Zusammen mit Onkel Jürgen von Malle, dem Friseur aus Oberhausen und den beiden süßen Blondinen aus dem RTL-Wettsingen. Alle zusammen mit Leo King und seiner Sunshine-Band. Dreieinhalb Stunden Schlagerspaß für alle.
Neben ihm hing Benno auf dem Beifahrersitz und nuckelte an seinem Dosenbier. Benno war ein Kumpel. Ein echter Kumpel. Und das war was anderes als dieses Buddy-Getue mit dem die jungen Leute heutzutage rummachten. Benno Dorfmann war gut, der beste Bassmann, den er kannte. Und der beste Typ am Mischpult. Ja, Benno würde das Livealbum der Tour in seinem Studio abmischen. Der neuen Tour mit der neuen Show. Der Show mit dem neuen Leo.
Die Idee, mit der das Label gekommen war, hörte sich ausgezeichnet an. Kein Retro oder Revival von Leo, sondern ein komplett neuer Leo. Aber immer noch so gut wie der Leo, der mit seiner Sunshine-Show vor fünf Jahren abgeräumt hatte.
Der Junge beim Label, dieser Groschek, der hatte den richtigen Riecher. Und er hatte den richtigen Biss, das spürte Leo. Er mochte Groschek, weil etwas in seiner Art erinnerte ihn an den jungen Leo. Der für fünfzig Mark auf jedem Bürgerfest gespielt hatte, nur um auf der Bühne zu stehen.
Okay, er schaffte es nicht mehr über die ganzen drei Stunden on stage. Aber zwei Stunden reichten auch. Mit der Sunshine-Band im Rücken konnte eigentlich nichts schiefgehen. Er war froh, dass er die Band über die Jahre gerettet hatte. Benno am Bass, Dickie an den Drums, Dorle für die Backgroundvocals und Max als Leadgitarre. Die hatten es drauf, spielten auch noch mit zwei Promille und verbundenen Augen alles rauf und runter, was er im Repertoire hatte.
Schlager. Warum nicht? Dezent angerocktes Pop-Schmusezeug, Songs über schöne Frauen, brennende Herzen, schummerige Sonnenuntergänge. Das mochten die Leute. Immerhin hatte er es mit seinem Schmusehit »Sue, sweet Sue, keine küsst wie du« letztes Jahr nochmal bis in diese komische RTL-Chartshow geschafft.
Leo genoss die Geschwindigkeit, mit der der Saab durch die Nacht glitt, die Scheinwerfer zeichneten helle Bahnen auf den Asphalt. Seine weiße Bühnenlederjacke mit dem Glitzerzeug am Revers schimmerte im Licht der Armaturen.
Yeah!
Was für eine Show!
Dabei war er erst dagegen gewesen. Ein Leo King trat doch nicht mit anderen auf, selbst wenn es eine All-Star-Show war. Aber Mike Groschek hatte ihn schließlich überzeugt. »Du spielst einen Set, fünf Songs«, hatte er gesagt. »Einmal ›Sweet Sue‹, der Rest ist neues Material. Als Test, verstehst du? Für die Tour. Damit die Leute dich schon mal sehen. Damit sie über dich reden.«
»Okay, versuchen wir's!«, hatte Leo am Ende gesagt, und jetzt war er froh, dass er sich hatte überreden lassen. Groschek war zufrieden gewesen und gab ihm nach dem Auftritt High Five. »Das bringt dich nach vorn, Alter!«, hatte er gesagt und sich dann die Presse- und Fernsehtypen vorgenommen, um ihnen die News von der neuen Leo-Tour zu verkaufen. Was dabei herausgekommen war wusste Leo nicht, denn er und die Jungs hatten mit den anderen noch hart abgefeiert, in der Bar im Basement der Halle, die für die Künstler reserviert war.
»Leo again«. Das würde er Groschek morgen als Headline für die Tour vorschlagen. Das klang gut. Als ob Leo nie weg gewesen wäre. Als hätte es die letzten fünf Jahre nicht gegeben, in denen der sich in seinem Haus im Sauerland vergraben hatte. Die Klinik im Allgäu, die beiden Bypässe und die Scheidung von dieser Schlampe, die es hinter seinem Rücken aber vor den Kameras der Gossip-Geier mit diesem Schauspieler getrieben hatte.
Vorbei.
Jetzt: Leo again.
Leo mit der Sunshine-Band, mittlere Hallen, zehn Städte, wenn es gut lief nochmal zehn.
Leo langte zur Mittelkonsole und angelte sich eine neue Dose Bier aus dem Sixpack, das er und Benno von der Aftershowparty aus dem Tempodrom mitgenommen hatten. Es war jetzt halb drei in der Nacht. Der Asphalt schimmert feucht. Er hatte gar nicht mitbekommen, dass es angefangen hatte zu nieseln. Er riss das Bier auf, trank und reichte die Dose zu Benno rüber.
Er war auf einem Schleichweg unterwegs, rüber in Richtung Dortmund, wo sie noch in einem Schuppen vorbeischauen wollten, der als Geheimtipp gehandelt wurde. Die Autobahn hatte er links liegen gelassen, an den Auffahrten bauten die Bullen in einer Samstagnacht wie heute nur zu gern ihre Alkoholteststation auf.
Alkohol. So was war ganz schlimm für die Karriere. Besonders wenn man erwischt wurde und dann so ein Bulle das auch noch einem Journalisten steckte. Dass er einen wie Leo, den Sunshine-King mit knapp anderthalb Promille angehalten hatte. Das wäre der GAU, das wäre… …
Der Wagen schlingerte auf einmal und Leo blinzelte hektisch, als er realisierte, dass ihm die Augen zugefallen waren. Neben ihm dämmerte Benno, das Kinn auf der Brust. Als Leo den Wagen ruckartig zur Fahrbahnmitte zurücklenkte, schreckte er hoch. »Was…«
»Alles gut, Alter!« Leo hob die Hand, und weil er im gleichen Moment auch noch gähnen musste, bekam er nicht mit, was da auf einmal passierte.
Eine dunkle Gestalt.
Von rechts.
Schneller als ein Mensch, langsamer als ein Reh.
»Pass auf!«, brüllte Benno.
Fahrradfahrer!
Aber da hatte es auch schon gekracht, der Ruck und das Geräusch gingen Leo durch und durch. Er sah erst den Mann und dann das Rad durch die Luft fliegen, und fühlte sich nach vorn geschleudert, bis der Gurtstraffer einrastete und ihn in den Sitz zurückriss.
Stille.




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Freitag, 28. Februar 2014

Eine Falle für den Verräter

War es wirklich Selbstmord?

Ein Vera Falck-Ratekrimi
Von  H.P. Karr

Professor Becker, der an seinem biochemischen Institut im Auftrag des Landwirtschaftsministeriums forschte, bat seinen Assistenten Udo Offergeld, Kommissarin Vera Falck die Sachlage zu erklären.
»Weil wir unsere Kollegin Linda Schubert verdächtigen, unsere Forschungsergebnisse an einen Chemiekonzern zu verkaufen, habe ich ihr mit einer präparierten Computerdatei eine Falle gestellt.« Udo zeigte Vera Falck Lindas Computer. »Und siehe da - heute Morgen um 7.35 Uhr wurde diese Datei von Lindas Computer via E-Mail an den US-Konzern verschickt.«

»Wir hätten das der Kommissarin alles viel früher berichten können, wenn Sie nicht Ihre Mittagspause überzogen hätten«, wies Professor Becker Udo Offergeld zurecht. Und zu Vera Falck sagte er: »Linda kam nicht aus der Mittagspause zurück. Wir denken, sie hat sich abgesetzt!«
Kommissarin Vera Falck brauchte eine halbe Stunde, um von dem Labor zu Linda Schuberts Wohnung zu kommen. Sie musste sich vom Hausmeister aufschließen lassen und fand Linda im Schlafzimmer auf dem Bett - tot!

Auf dem Nachttisch lagen die leere Ampulle eines Betäubungsmittels und eine Spritze. »Mein Gott«, murmelte der Hausmeister draußen vor der Tür. »Sie war so eine nette Frau! Jeden Morgen hat sie mir die Zeitung hereingebracht, pünktlich um acht, ehe sie zur Arbeit fuhr.«
»Ist Ihnen heute an ihr etwas aufgefallen?«, fragte die Kommissarin.
»Nein, sie war genau so wie immer«, sagte der Hausmeister.
Vera Falck griff zum Handy und rief Professor Becker an. »Linda ist tot«, sagte er. »Der wahre Spion im Labor hat sie als Sündenbock benutzt. Halten Sie Udo Offergeld unter einem Vorwand fest - er hat uns alle getäuscht und wohl auch Linda in der Mittagspause in ihre Wohnung gelockt und getötet, damit es so aussah, als habe sie aus Schuldgefühl Selbstmord begangen.«
Wie kam Vera Falck zu diesem Schluss?


Lösung: Lindas Wohnung lag eine halbe Autostunde vom Labor entfernt. Der Hausmeister hatte sie um acht gesehen, also hätte sie frühestens um halb neun an ihrem Computer sein können. Aber die belastende E-Mail wurde im Büro um 7.35 Uhr versendet. Das konnte nur Offergeld getan haben, der die angebliche Falle aufgebaut hatte. Ein weiterer Hinweis: Offergeld kam zu spät aus seiner Mittagspause zurück.
(C) Alle Rechte beim Autor




Mehr Ratekrimis mit Vera Falck in:
H.P. Karr: Vera Falck ermittelt
30 Rätselkrimis aus dem Revier
182 Seiten
Messkirch: Gmeiner, 2013
ISBN-10: 3839213703
ISBN-13: 978-3839213704

Montag, 10. Februar 2014

Unschuldig verdächtigt

Ein Vera Falck-Ratekrimi
Von H.P. Karr

Kommissarin Vera Falck schaut durch den Einwegspiegel hinüber in den Verhörraum zu dem Verdächtigen. Seit fast drei Stunden verhört ihr Kollege Weber den Mann jetzt schon - ohne dabei weiterzukommen. Bernie Decker ist 25, arbeitet als Aushilfe in einem Parkhaus, hat langes blondes Haar und wirkt mit seinem offenen Gesicht absolut unschuldig. Vor etwas mehr als drei Stunden hat Vera Falck ihn von einem SEK aus seinem Häuschen im Vorort holen lassen und unter Mordverdacht vorläufig festgenommen. Ein anonymer Anrufer hat der Kripo mitgeteilt, dass Decker für den Tod von Leo Lugmayer und Albert Hoffmeister verantwortlich sei und den Hinweis gegeben, dass man sich einmal den Kofferraum von Deckers Wagen ansehen solle.

Nach Deckers Verhaftung haben sich die Männer des Kriminallabors den Honda Civic in Deckers Garage vorgenommen. Vor Vera Falck liegen die Dinge, die man im Kofferaum von Deckers Wagen gefunden hat: eine Pistole vom Kaliber 9 mm, ein Handscheinwerfer, sowie eine Fankappe von Borussia Dortmund. Die Analyse der Waffe hat ergeben, dass sie eindeutig die Tatwaffe in den Fällen Lugmayer und Hoffmeister ist. Alles Indizien, die darauf hinweisen, dass Decker der Mann gewesen war, der gestern in den späten Abendstunden seinen beiden Opfern vor ihren Häusern aufgelauert hat, um sie mit dem Handscheinwerfer zu blenden und zu erschießen. Was Vera Falck allerdings irritiert, ist die Tatsache, dass es keinerlei Verbindung zwischen Decker und den beiden Opfern gibt.

»Gestehen Sie, Decker!«, hört Vera Falck ihren Kollegen Weber über die Gegensprechanlage drüben sagen. »Sie haben Lugmayer und Hoffmeister getötet. Was war ihr Motiv? Die beiden waren bekannte Unterweltgrößen. Discobesitzer mit Verbindungen zum Drogenhandel und zu Autoschleusern  - was hatten Sie mit ihnen zu tun?«
»Ich bin unschuldig!«, beteuert Decker zum wiederholten Mal.
»Wir haben eine Pistole in Ihrem Wagen gefunden. Einen Handscheinwerfer und noch anderes, was Sie mit der Tat in Zusammenhang bringt!«, sagt Weber.
»Die Dinge, die Sie in meinem Wagen gefunden haben, gehören mir nicht!«, stöhnt Decker. »So glauben Sie mir doch endlich! Ich kannte diese beiden Männer doch gar nicht, die da umgebracht worden sind!«
Kommissarin Vera Falck kann in der Tat keine Beziehung zwischen Decker und den beiden Mordopfern erkennen. Oder hat Decker sie bei seinem Job im Parkhaus kennengelernt? Ist er in dunkle Geschäfte mit ihnen verwickelt gewesen?

Irgendwie fühlt sich Vera Falck unsicher. Wieso beharrt Decker bei dieser Spurenlage immer noch auf seiner Unschuld? Schließlich stimmen auch die Beschreibungen einiger Zeugen überein, die gestern den Täter aus der Ferne gesehen haben: ein Mann mit einer Borussia Dortmund-Fankappe. Zuerst hat der Täter Lugmayer um 21.30 Uhr in einer Straße am Hinterausgang seines Clubs in der Südstadt aufgelauert, ihn mit einem Handscheinwerfer geblendet und dann erschossen. Der Zeuge, der den Mord an Hoffmeister um 22.30 Uhr beobachtet hat, konnte sich auch erinnern, dass der Täter in einem grünen Honda Civic geflohen ist. Der Täter hat vor Hoffmeisters Villa gewartet, bis dieser wie üblich herauskam, um seinen Hund Gassi zu führen. »Gleich nach den Schüssen auf Hoffmeister lief der Täter zu einem grünen Honda und raste davon«, hat der Zeuge ausgesagt. »Leider stand ich zu weit weg, um das Kennzeichen zu erkennen. Außerdem regnete es ja auch in Strömen - es war unmöglich, mehr zu sehen.«
Nach dieser Aussage hat Vera Falck in den Morgennachrichten des Lokalfernsehens nach weiteren Zeugen fahnden lassen - und unter den Anrufen daraufhin eingegangen sind, ist auch der anonyme Hinweis auf Decker gewesen. Alles passt zu perfekt, überlegt Vera Falck. Da hat man uns den Täter quasi auf einem Silbertablett präsentiert. Und in der Unterwelt teilen sich inzwischen einige Leute die Reviere von Lugmayer und Hoffmeister auf.

»Ich war gestern und vorgestern Abend daheim«, beteuert Decker drüben gerade.
Vera sieht den Bericht der Kriminaltechnik durch, die sich mit Deckers Honda befasst hat. Man hat trockenen Staub auf dem Dach gefunden und analysiert - ohne Ergebnis. An den Reifen haben trockene Blätter einer Linde geklebt, ebenso im Radkasten.

»Man muss mir die Sachen im Kofferraum untergeschoben haben!«, beteuert Decker drüben. »Meine Garagentür steht offen, jeder hätte das tun können.«
Vera drückt den Knopf der Gegensprechanlage. »Er hat Recht!«, sagt sie zu Weber. »Der wahre Täter hat ihm die Sachen untergeschoben und uns dann anonym den Tipp gegeben, damit wir ihn für den Mörder halten.«
Was ist Vera aufgefallen?

Lösung: Der zweite Mord fand im strömenden Regen statt. Doch an Deckers Wagen wurde trockener Staub und trockene Blätter gesichert. Er konnte also nicht im Regen unterwegs gewesen sein.
(Copyright: by author)





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ISBN-10: 3839213703
ISBN-13: 978-3839213704


Samstag, 4. Januar 2014

Riskantes Alibi - Ein Fall für Vicky Kant

Ein exclusiver Vick Kant-Ratekrimi
Von H.P. Karr

Kommissarin Vicky Kant kennt sich hier im Viertel ganz gut aus, deshalb findet sie die Beckerstraße auch sofort. Dieter Wunderlich wohnt in der Nummer 26, und das Glück will es, das vorm Haus auch gerade ein Parkplatz frei ist. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite steht der Wagen einer Glaserei und zwei Glaser setzen gerade eine neue Scheibe in das Schaufenster eines Schuhgeschäftes ein, das Vicky Kant nur allzu gut kennt, weil sie dort schon mehrere Monatsgehälter gelassen hat.

»Also«, sagt Vicky Kant zu ihrem Kollegen Weber auf dem Beifahrersitz. »Was haben wir bis jetzt?«
»Einen Mord und einen Verdächtigen«, sagt Weber wie aus der Pistole geschossen und blättert in seinen Notizen zum Mordfall Bredenburg. »Dieter Wunderlich ist unser Hauptverdächtiger. Er war bis vor zwei Monaten der Geschäftspartner von Lukas Bredenburg - den beiden gehörte eine Firma, die Mobiltelefone importierte. Vor zwei Wochen kündigte Bredenburg den Gesellschaftervertrag und verlangte von Wunderlich zwei Millionen Euro, die dieser angeblich zu Privatzwecken von den Firmenkonten abgezweigt hatte. Wunderlich bestritt das und schaltete seine Anwälte ein. Aber Bredenburg blieb hart und kündigte an, Beweise für Wunderlichs Betrügereien vorlegen zu können. Doch ehe er dazu kam wurde Lukas Bredenburg gestern Abend um 20 Uhr auf dem Parkplatz seiner Firma erschossen. Der Täter hat ihm aufgelauert, es handelte sich also um einen geplanten Mord. Der Täter hatte es offenbar auf eine Aktentasche mit Unterlagen abgesehen, die Bredenburg bei sich hatte, denn diese wurde nicht bei dem Toten gefunden. Wir können wohl annehmen, dass die Tasche die Unterlagen enthielt, mit denen Bredenburg seinem Partner die Betrügereien nachweisen wollte.«
»Gut«, sagt Vicky Kant entschlossen. »Dann schauen wir jetzt einmal, ob wir Herrn Wunderlich den Mord an seinem Partner nachweisen können.«
***
Dieter Wunderlich öffnet ihnen nach dem ersten Klingeln.
»Ich habe schon mit Ihnen gerechnet!«, sagt er angesichts von Vickys Dienstmarke. »Ein Kollege aus der Firma hat mich angerufen und erzählt, was mit Bredenburg passiert ist.«
»Dann wird Sie die Frage nach Ihrem Alibi nicht überraschen!«, sagt Vicky Kant knapp. »Wo waren Sie gestern von 19 bis 21 Uhr?«
»Hier!«, sagt Wunderlich lässig. »Leider allein. Aber gestern gegen 20 Uhr ist da drüben ein Motorradfahrer ins Schaufenster des Schuhgeschäftes gerast. Ich habe es klirren gehört und aus dem Fenster geschaut. Die Polizei kam ziemlich schnell und auch ein Krankenwagen. Der Motorradfahrer war nicht schwer verletzt, die Polizisten haben ihn vernommen und dann brachte ihn der Krankenwagen weg.« Wunderlich grinst. »Eine aufgeplatzte Augenbraue und zwei Schnittwunden vom Glas im Oberarm - der Bursche hat mehr Glück als Verstand gehabt.«
»Ich überprüfe das«, sagt Weber und holt sein Mobiltelefon heraus.
»Der Vorfall dauerte fast eine halbe Stunde«, sagt Wunderlich. »Ich habe mir alles angesehen - es war spannender als Fernsehen.«
»Komisch, dass dieser Unfall genau zur Tatzeit passierte«, meint Kommissarin Vicky Kant. »Und vielleicht wissen Sie auch nur von Ihren Nachbarn davon.«
»Mit denen rede ich nicht!«, sagt Wunderlich.
Weber schaltet sein Mobiltelefon aus. »Die zuständige Polizeiwache bestätigt den Unfall gestern um 20 Uhr!«, sagt er. »Der Motorradfahrer heißt Bernie Kohl. Er wurde im Gregorius-Krankenhaus behandelt - seine geplatzte Augenbraue musste genäht werden, außerdem zwei tiefe Schnittwunden am Oberarm.«
»Dieser Bernie Kohl ist Ihr Komplice!«, sagt Vicky Kant plötzlich zu Wunderlich. »Er hat seinen Unfall genau um 20 Uhr inszeniert, während Sie Bredenburg töteten, damit Sie mit Ihrer angeblichen Beobachtung ein Alibi präsentieren konnten.«
Was war Vicky Kant aufgefallen?

Lösung: Wunderlich kannte die drei Verletzungen des Motorradfahrers, obwohl er den Vorgang angeblich nur aus der Ferne gesehen hatte. Also musste er Kontakt zu ihm gehabt haben.

(Copyright: by author)





Mehr Ratekrimis in:
H.P. Karr
Vera Falck ermittelt
30 Rätselkrimis aus dem Revier
182 Seiten
Messkirch: Gmeiner, 2013
ISBN-10: 3839213703
ISBN-13: 978-3839213704